Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Freitag, 07. Oktober 2011
Zum liturgischen Einzug erklang als ausgedehntes Orgelwerk die „Toccata prima“ von Johannes Speth, Organist am Augsburger Dom, gedruckt 1693. Der Zelebrant, Pfarrer Markus Schönfeld, begrüßte die Gottesdienstbesucher und freute sich über eine volle Kirche bei diesem Abendgottesdienst. Die Vertonung des nachfolgenden Messordinariums entstammte der „Missa brevis“ für Tenor– und Baritonsolo, vierstimmigen Männerchor und Orgel von Franz Bühler. Es handelt sich um ein homophones Werk mit gefälligen, zuweilen volkstümlich-liedhaften Melodien aus dem Übergang vom Rokoko zum Biedermeier. Bühler hat auf Abwechslung Wert gelegt, was das Zuhören angenehm macht: Kurze ariose Soloteile und kleine Zwischenspiele der Orgel lockern den Männerchorsatz auf. Dabei verlangt er dem 1. Tenor oft hohe Lagen ab. Die Mutlanger Tenöre haben ihre Aufgabe mit erfreulicher Eleganz gemeistert – Ergebnis der langjährigen intensiven Chorarbeit ihres Dirigenten Maximilian Fischer. Insgesamt sang der Männerchor bei allen Werken ausgewogen und präzise.
Abgeschlossen wurde der liturgische Teil mit dem „Ave Maria“, Duett für Tenor, Bariton und Orgel des belgisch-französischen Romantikers César Franck (1822 – 1890), gesungen von den Solisten des Abends, Urs Winter und Matthias Nenner, Staatsopernchor Stuttgart.
Im Konzertteil, der „Geistlichen Abendmusik“, erklang zunächst die fünfsätzige „Liatniae No. 1“ von Franz Bühler in gleicher Besetzung wie die Messe. Das für einen feierlichen Vespergottesdienst komponierte Werk enthält Anrufungen an Gott, Christus und Maria. Der musikalische Satz ist deutlich anspruchsvoller als der der Messe. Die Melodien sind wesentlich bewegter, und in der Schlussfuge zeigt Bühler, dass er auch in der Polyphonie ein Meister ist — eine Herausforderung für jeden Männerchor. Im Duett „Laudate Dominum“ von Charles Gounod (1818 – 1890) konnten die beiden Solisten nochmals ihre starken Stimmen, ihre Sicherheit und ihre Begeisterung demonstrieren. Die gute Akustik der Kirche kam ihnen dabei zu Hilfe. Dynamische Schattierungen hätten aber die Wirkung des Vortrags erhöht. Seinen Abschluss fand das Konzert mit dem kontrastreichen „Agnus Dei“ von Georges Bizet (1838 – 1875), wobei sich Chor und Solisten im Altarraum aufgestellt hatten, dennoch begleitet von der Hauptorgel. Dem Organisten Joachim Bilek aus Stuttgart muss an dieser Stelle ein großes Lob ausgestellt werden. Er begleitete immer sicher und mit einfühlsamer und farbiger Registrierung. Seine Orgelwerke waren passend ausgewählt, das Spiel stets gut artikuliert und phrasiert. Lang anhaltender Beifall aus dem vollen Kirchenschiff war der Dank für die großartige Leistung aller Mitwirkenden. Dem Männerchor kann man gratulieren, dass er diesen Weg beschritten hat.