Eingereicht von »Hepatitis-Selbsthilfe Ostalb« am Freitag, 23. November 2012
Leber-Erkrankungen bereiten meist keine Schmerzen. Daher stand die Frage nach dem Wert und der Bedeutung der Leber an diesem Abend des 13. deutschen Lebertages im Mittelpunkt der verschiedenen Vorträge im Casino des Klinikums Bad Cannstatt. Mit-Organisator und zusätzlich mit einem Stand präsent war die hiesige Hepatitis– und Leber-Selbsthilfe Ostalb.
Der Wert dieses Organs wird meist unterschätzt, doch für den Menschen ist die Leber immens lebenswichtig. So hat sie als chemisches Werk unverzichtbare Aufgaben im Körper wahr zu nehmen, wie den Aufbau bestimmter Eiweißkörper und Faktoren der Blutgerinnung, die Entgiftung von Schadstoffen, die Bildung von Galle, den Stoffwechsel für Fette und Kohlenhydrate und wesentliche Funktionen der Immunabwehr. Sie tut dies ohne Murren, in aller Stille, rund um die Uhr. Und sie bereitet in der Regel keine Schmerzen. Wenn überhaupt, sind die Symptome ihrer Beeinträchtigung unspezifisch. Doch ohne ihre Funktion –
1/
3 intakte Leberzellen reichen dafür aus — ist Leben nicht möglich. Umso mehr müssen daher Erkrankungen der Leber vermieden oder möglichst schnell erkannt und behandelt werden. Wird eine Leberentzündung chronisch und die Erkrankung nicht behandelt, führt dies im weiteren Verlauf durch Einlagerung von funktionslosem Bindegewebe zur Bildung von Narben und Knoten, zunehmendem Verlust der Leberfunktion (Leberzirrhose) oder gar zum Leberkrebs. Deshalb sollten auch beim beschwerdefreien Menschen gelegentlich zumindest die drei Leberwerte (GOT, GPT und gamma GT) bestimmt werden. Früherkennung und rechtzeitiger Behandlungsbeginn verhindern so den Verlust der lebenswichtigen Leberfunktionen. Dies waren die wesentlichen Aussagen am vergangenen Dienstagabend in Bad Cannstatt. Video-Aufzeichnungen zeigten eindrücklich Folgen einer Leberzirrhose, wie schwer zu stillende Blutungen geplatzter Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagus-Varizen) , kaum mehr durchgängige Pfortadern und einen von Bauchwasser prall gefüllten Unterleib. Mit modernen Ultraschallgeräten, kontrastmittel-unterstützt, gewinnt man solche tiefen Einblicke in den Körper ohne potentiell schädigende Strahlen. Sie erlauben zudem die eindeutige Diagnose von Leberzysten und –hämatomen und, mit einem technischen Zusatz ausgerüstet, ermöglichen solche Geräte die qualitative und quantitative Beurteilung der Gewebesteifigkeit (Fibrose) mittels akustisch induziertem Stoßpuls, ohne dafür chirurgisch in die Leber einzugreifen. Überaus erfreulich sind die enormen Fortschritte in der Bekämpfung der Hepatitis C. So gibt es, allerdings noch in der Phase von Studien, bereits interferonfreie Therapien, die sogar bei einem Teil der schwierig zu behandelnden, seit vielen Jahren Infizierten zu einer Heilung führen. Diese werden allerdings zurzeit nur in speziellen hepatologischen Schwerpunktpraxen und Leberzentren angeboten. Für Patienten aus dem Ostalbkreis kommen als nächstgelegene Ulm oder Stuttgart in Frage. Im Praxisalltag kommt leider immer mehr das so wichtige Gespräch Arzt-Patient zu kurz. Darauf hatte schon Hermann Kuon, der Leiter der hiesigen Selbsthilfe in seiner Begrüßung hingewiesen: „
7 ½ Minuten sind es im Schnitt pro Quartal und dafür erhält der Arzt auch eine Vergütung. Für mehr ist scheinbar kein Geld vorhanden oder besser ausgedrückt, die vorhandenen Geldmittel werden in anderen Bereichen eingesetzt: eine bedauerliche Entwicklung über all die Jahre. Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen zeigen erstaunlich wenig Interesse an der sprechenden Medizin – Abrechnungsziffern und somit Anreizsysteme sind größtenteils in der instrumentellen Apparatemedizin hinterlegt. Das ist der falsche Weg, denn gute Patienteninformation kann mehr Sparpotenziale erbringen als komplizierte Rabattverträge für Medikamente. Die Ärzte selbst wissen Bescheid über die heilsame Wirkung des Gesprächs mit dem Patienten, und sind auch keinesfalls glücklich über diese Entwicklung. Denn schon Hippokrates hatte den angehenden Kollegen verordnet: „Erst das Wort, dann die Arznei, dann das Messer .…“ So standen am Schluss dieses lehrreichen und informativen Abends alle Referenten bereit, um die Fragen der Anwesenden zu beantworten. Weitere Informationen zu dieser letzten Veranstaltung in diesem Jahr und zu Lebererkrankungen finden Sie auf den Internetseiten der Hepatitis– und Leber-Selbsthilfe Ostalb unter www.hepatitis-bw.de Bildtext: Die Hepatitis-Selbsthilfe Ostalb bot viele Fachinformationen zum Mitnehmen an. (Foto: privat)