Eingereicht von »Freundeskreis Naturheilkunde« am Sonntag, 05. Februar 2012
Das Wesen der Pflanzen erkennen
Pflanzen haben ihre eigene Ausdrucksweise uns zu zeigen, wozu sie gut sind, wie sie uns gut tun. Ihr Erscheinungsbild (Signatur), also ihre Gestalt, ihr Entwicklungszustand, ihre Blütenfarbe, ihr Duft, vielleicht ihr Standort geben Auskunft über ihren Verwendungszweck. Nicht die Untersuchung im Labor und das Zerlegen in einzelne Wirkstoffe bestimmen das Einsatzgebiet, sondern Beobachtung und Intuition. Frühere Heilkundige wie Paracelsus und Hildegard von Bingen waren Meister im Interpretieren der Pflanzengestalt. Auch Rudolf Steiner hat die Signaturenlehre in seine anthroposophische Lehre aufgenommen. Es gibt Wesensbeziehungen zwischen Menschen und Pflanzen, die in seelische und geistige Dimensionen hineinreichen. „Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben, suchet erst den Geist heraus zu treiben, dann hat er die Teile in seiner Hand, fehlt leider nur das geistige Band.“ (aus Goethes „Faust“)
Pflanzliche Arzneimittel unterstützen den Körper sich selbst zu heilen; sie regulieren, stimulieren und wirken aufbauend für Leib und Seele. An einigen Beispielen verdeutlichte Straub diese Betrachtungsweise.
Er begann mit dem Johanniskraut. Die Hauptblütezeit liegt um die Sommersonnwende, also wenn die Sonne am höchsten steht. Die gelben Blüten erinnern an eine Sonne. Der Name geht auf Johannes den Täufer zurück, den Verkünder des Lichts. Der starre Aufbau der Pflanze, die V-förmige Gestalt, wird als Trichter interpretiert, der besonders viel Sonnenlicht auffängt und in die Pflanze weiterleitet. Johanniskrautsamen keimt am Licht. Die gesamte Pflanze weist damit auf Sonne, Licht und Wärme hin. Johanniskraut wird deshalb eingesetzt bei depressiven Verstimmungen. Ein seelisch erstarrter Mensch ist nicht mehr in der Lage sich auf seine Umgebung einzustimmen und mit seinen Sinnen mitzuschwingen. Johanniskraut bringt Licht in die verdunkelte Seele. Johanniskraut gehört zu den rationalen Heilpflanzen. In klinischen, wissenschaftlichen Studien wurde die Wirksamkeit inzwischen nachgewiesen. Damit kommt die Schulmedizin heute zu den gleichen Ergebnissen wie die Naturheilkunde, die Johanniskraut schon längst als Heilpflanze nutzt.
Farne gehören entwicklungsgeschichtlich zu den ältesten Pflanzen. Die Vermehrung erfolgt über Sporen. Sie gedeihen an eher feuchten Stellen in lichten Wäldern. Ihre Entsprechung zu den menschlichen Organen findet sich im Verdauungstrakt wieder. Die Wesensbeziehung verschiedener Farne zur Schleimhaut des Magens, Dünn– und Dickdarms machte er anhand von Bildern deutlich.
Weiden stehen gern am Wasser und lieben das Licht, entsprechend vermitteln sie zwischen Festem, Flüssigem und Luftigem – zwischen Erde, Wasser und Licht. Im menschlichen Organismus regulieren sie den Übertritt durch die Darmwand.
Die Ringelblume (Calendula) war 2009 Heilpflanze des Jahres. Sie ist eine besonders vitale Licht– und Sonnenpflanze und wird in der Medizin bei allen entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt. Besonders in Babypflegeprodukten hat sie sich bewährt.
Die Mispel nimmt eine Sonderstellung ein; seit Menschengedenken gilt sie als besonders heilkräftige Pflanze. Druiden ernteten die heilige Pflanze mit einer goldenen Sichel. Ihre kugelige Form bildet sie auf Bäumen aus, ihre Wurzeln senkt sie in das Holz des Wirtsbaumes – sie wächst zwischen Himmel und Erde. Sie blüht und fruchtet in der kalten Jahreszeit. Die Keimblätter unterscheiden sich in der Form praktisch nicht von den dauerhaften Blättern – sie hält ihre Formkräfte zurück. Heute werden Mistelpräparate vor allem in der Krebstherapie mit Erfolg eingesetzt. Zum einen wirken sie stimmungsaufhellend, zum anderen wirken sie direkt auf Tumorzellen – auf Zellen die aus der Form geraten sind.
Auch das Brutblatt (Bryophyllum) hat einige Besonderheiten zu bieten. Blütenpflanzen vermehren sich in der Regel durch Samen. Nicht so das Brutblatt: in seinen Blattkerben entstehen laufend neue Sprösslinge – fertige, selbstständige kleine Pflanzen. Die europäische Pflanzenheilkunde setzt Auszüge in der Gynäkologie ein. Es wirkt beruhigend bei Angst– und Stresszuständen, hilft bei vorzeitigen Wehen und bei Wechseljahrs Beschwerden. Auch hyperaktive Kinder profitieren von der entspannenden Wirkung des Brutblattes.Die Pflanze ist bei uns nicht heimisch, kam erst um 1800 nach Europa und wird hier in warmen Gewächshäusern kultiviert.
Straub machte deutlich, dass auch heute noch für 80 % der Menschheit Heilpflanzen die Basis der Gesundheitsversorgung sind und weltweit ca. 36.000 Pflanzenarten medizinisch genutzt werden. In seinem Vortrag wurde spürbar, mit welcher Begeisterung er seinen Beruf ausübt und seine Erkenntnisse über die Geheimnisse der Heilpflanzen weitergibt. Es gelang ihm, den Zuhörern seine Sichtweise über die Zusammenhänge zwischen Mensch und Pflanzenwelt deutlich zu machen. Jedem wurde klar: Heilpflanzen sind faszinierende Wesen, jede Pflanze ist auf Ihre Weise vollkommen und eröffnet ganz eigene Wege der Heilung.
„Wenn wir lernen die Sprache der Pflanze zu verstehen wird jede Begegnung mit ihr zu einem eigenen, persönlichen Erleben und schafft ein tieferes Verständnis für ihre Heilkraft.“
Welche Magie und Kraft die Heilpflanzen haben und wie man sie gezielt anwenden kann, ist auch in seinem kürzlich erschienen Buch „Die Magischen 11 der heilenden Pflanzen“ nachzulesen.
Freundeskreis Naturheilkunde
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