Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Freitag, 08. Juni 2012
Der Organisator der Ausfahrt, Hans Reißmüller, hatte bereits mit dem Hotel direkt am Bocheiner See (Bohinj) einen Glücksgriff getan, denn der größte See der Region mit seinem glasklaren Wasser, den Forellenschwärmen und der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Johanneskirche am Ufer bilden ein pittoreskes Ensemble. Folgerichtig führte die erste Wanderung denn auch um den See zum imposanten Savica-Wasserfall, ein National-„Heiligtum“, das jeder Slowene einmal im Leben besucht haben sollte. Elizabeta Topolnik, die charmante lokale Wanderführerin, ver-stand es, Historie und Histörchen ihres Landes zu vermitteln, sodass die stramme Auftakttour zum Augenschmaus wurde. Die heile Natur mit ihren üppigen Blumenwiesen tat den Sinnen gut, die 557 Treppen hinauf zum brausenden Wasserfall aber strapazierten die Kniegelenke gehörig. 557 Treppen wieder abwärts, Rückweg zum See, und bis auf wenige „Hartge-sottene“ nahmen die meisten dann doch das Ausflugsboot, das einst am bayerischen Königsee ausgemustert wurde und auf dem Bocheiner See immer noch Dienst tut. Die nächste Tageswanderung führte ins Vojetal zum Mostnica-Fluss. Trollblumen, ja sogar intensiv leuchtende Türkenbünde säumten die Wege bis zur idyllischen Hüttenwirtschaft. Hier kosteten die Albvereinler mit Genuss slowenische Pilzsuppe sowie hausgemachte, in einer Uraltküche entstandene Strudel, Kirsch– und Quarkkuchen. Bei allen Wanderungen, auch in der Vintgar-Schlucht, reckten stolze Berge der Julischen Alpen bzw. der Karawanken ihre Gipfel in die Höhe, dazwischen äußerst gepflegte, blumenreiche Dörfer. Per Bus erreichten die Waldstetter auf 1300 m Höhe das Biathlon-Dorado Pokljuka, in dem Magdalena Neuner, Kati Wilhelm, Uschi Disl und Michael Greis Triumphe feierten. Im Quartier am Bocheiner See freuten sich die Albvereinler über die Sonderöffnung der Johannes dem Täufer geweihten Kirche, die umfassend saniert wird. Diese erste christliche Kirche im Landstrich gehörte vormals zum Kloster Brixen. Bohinj war geprägt von der Eisenerzverhüttung, von Hammer– und Schmiedewerken. Die freskenreiche Kirche erzählt von Heiligen, die von Knappen, Viehzüchtern und Flößern verehrt worden sind. Der einzig regnerische Tag führte zum Berg Mozic, auf dessen Höhen alte Bunker aus dem 1. Weltkrieg zu sehen sind. Beim Abstecher ins idyllische Bled mit seinen prunkvollen Gebäuden aus der Monarchie und der Regierungszeit Titos erzählte Wanderführerin Elizabeta Topolnik immer wieder aus alten Zeiten, dass slowenische Bauern in der Schweiz die Käserei lernte, dass 4 000 Menschen vier Jahre lang an einer Zugverbindung nach Triest schufteten und einen 6 633 m langen Tunnel in die Felsen schlugen. Die Bahnlinie besteht noch, einmal im Jahr verkehren historische Dampfzüge. Der letzte Ausflugstag führte in die auf 20 km erschlossene Postojna(Adelsberger)-Grotte, die eine halbe Million Besucher pro Jahr verkraften muss. Ein Bähnle brachte die Waldstetter 2 km untertage – und es zogen mächtige Dome, Säulen sowie riesige Stalaktiten und Stalagmiten an ihnen vorbei. Auf 1,5 km wanderten die Besucher durch die schönsten Höhlenbereiche, und sie wurden ob der unterirdischen Pracht immer stiller, ehrfürchtiger, erlebten ein Gänsehautfeeling. Die Grotte hat drei Etagen, es herrschen 10° C und 90 – 99% Luftfeuchtigkeit. Kein Hinderungsgrund für die Waldstetter in der sog. „Konzerthalle“ ein Lied anzustimmen und die hervorragenden Akustik – in der Halle finden sogar klassische Konzerte statt – zu testen. Sang und Klang herrschten auch an den Abenden im Hotel, als Hans Reißmüller, Magda Seemann und Helmut Herrmann zu den Gitarren griffen. Und da die Linde der Symbolbaum Sloweniens ist, wurde denn auch Elizabeta Topolnik mit dem Lied „Und wieder blühen die Linden“ mit Anerkennung und Beifall verabschiedet.
Bildunterzeile: 1.) Die Slowenien-Besucher aus Waldstetten am Eingang zur Adelsberger Grotte; 2. Der Kopf Johannes des Täufers – ungewöhnliche Holzskulptur in der Kirche am Bohinj-See