Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Dienstag, 29. Januar 2013
Restlos ausverkauft waren die Theateraufführungen der „Horamer Schulhausbehne“, die an den letzten beiden Januarwochenenden mit ihrem Stück „Mord im Hühnerstall“ einerseits für unbeschwerte Fröhlichkeit andererseits auch für tiefschwarzen Humor sorgte.
Sehenswert waren wie immer nicht nur die Leistungen der Laienschauspieler sondern auch viele Details beim Kulissenbau – Ideen, die Regisseur Werner Haas entsprungen sind und die dieser, im Hauptberuf Chef der Horner Schreinerei Haas, handwerklich geschickt umsetzte. Die Horner Theaterbühne wird wohl eine der kleinsten Bühnen im weiten Umkreis sein, dennoch gelingt es Werner Haas immer wieder Kulissen zu schaffen, die den Platzmangel auf der Bühne vergessen lassen. Beim diesjährigen Stück galt es eine Frühstückspension samt Gartenwirtschaft, Freigelände mit Holz– und Wäscheplatz, einen Hühnerstall für Otto den Hofhahn mit Gefolge, sowie einen „Hennenauslauf“ aufzubauen. Das Resultat war mehr als gelungen. Der oft geäußerten Aufforderung in der großen Gögginger Halle zu spielen, sind die Theaterspieler des TGV Horn, wo mit dem Vorgängerverein, dem „Militär– und Kriegerverein Horn“ schon seit
1914 Theater gespielt wird, noch nicht nachgekommen und man kann verstehen warum. Zu einem Publikum, das unmittelbar vor der Bühne sitzt, das auf jede Regung, jeden Wimpernschlag reagiert, besteht dieser direkte Kontakt, der das Theaterblut aller Laienschauspieler pulsieren lässt. „Sie geben alles und sie können es einfach“, war der Kommentar vieler Zuschauer, die zunächst beobachten wie sich Junggeselle und Finanzbeamter Alfons, sehr präsent gespielt von Uli Kimmel, von seiner ebenfalls ledigen Schwester Lisbeth (Britta Streit) versorgen lässt. Einen stetigen Streit gibt es um Gockel Otto, den Alfons gerne im Suppentopf und Lisbeth krähend auf dem Mist sehen möchte. Das Mienenspiel von Britta Streit als Lisbeth, und das ihrer, mit Kulleraugen rollenden ältlichen Freundin Sophie (Bianca Sanwald), sorgte für manchen Szenenapplaus. Mit spontanem Applaus wurden immer wieder auch Alfons und sein Junggesellenfreund Josef (Matthias Emer) bedacht, die sich lässig und wenig zugeknöpft auf die Bekanntschaft zweier weiblicher Feriengäste einlassen. „Aufgehübscht“ und durchtrieben haben es diese zwei Schönheiten, wunderbar gespielt von Mathilde Kaufmann (Agathe) und Eva Haas (Sabine), auf das Vermögen der beiden Junggesellen abgesehen. Voller Sorge beobachten die spröde Lisbeth und die naive Sophie, die sich selbst als „Ladenhüter aus Hora“ bezeichnen, wie sich die Junggesellen von den vermutlichen Heiratsschwindlerinnen an der Nase herumführen lassen. Um alles besser beobachten zu können positionieren sie sich getarnt als Tannenbäumchen mit Birkenstockschuhen im „Hennenauslauf“. Für wahre Lachsalven sorgten die Anstrengungen der beiden Junggesellen beim Flaschendrehen einen Kuss zu ergattern. Dies konnte allerdings nicht gelingen, da Mathilde Kaufmann alias Agathe, stets im unbeobachteten Moment Hand an die Flasche legte und unschuldig behauptete, „die Flasche muss das Spiel kapiert haben“. Weil es das Spiel so verlangt, müssen sich die beiden Männer schließlich gegenseitig küssen, während die Heiratsschwindlerinnen Alfons’ Geldversteck im Hühnerstall entdecken. Dass beide Damen bereits polizeibekannt sind wird klar als Alexander Abele als Kriminalkommissar Horst Derrik und Timo Beisswenger als sein Kollege Harry Kleiner auftauchen. Während Timo Beisswenger berlinert, dass die Beiden „janz jefährlich“ seien und er gemeinsam mit Alexander Abele beim umständlichen Anziehen der sterilen Handschuhe für viele Lacher sorgt, leckt Dorfpolizist Leo Schnapper (Jochen Hirschmiller) der von Spurensicherung noch nie hörte, bereits Blut, „Handschuhe brauch i net, mi frierts net“. Als „Bulle von Hora“ hat er eine Blutspur entdeckt, die direkt aus dem Hühnerstall führt. Dass sich in dem Stall zuvor eine heftige Auseinandersetzung abspielte und Alfons als Leiche und ein ganzer Kreis von Verdächtigen zurückbleibt, sorgt für kuriose Szenen. Irgendwie muss dann dieser Alfons vor der Polizei versteckt werden und wird zum Schluss auf komisch-brutale Weise „entsorgt“. Er erscheint dann doch wieder als sein Zwillingsbruder und sorgt für weitere Verwirrung. Eine Verwirrung, die von den Heiratsschwindlerinnen ausgenutzt wird um an die Geldkassette zu kommen. Zum Glück sind da die Herren von der Polizei, die dem rechtmäßigen Besitzer nicht nur sein Geld sichern, sondern auch den Mordfall ad acta legen können, da Alfons versehentlich nur sehr lange geschlafen hat. Bevor dieser seinen gesamten Frust mittels Hackstock und Beil am echten, lebendigen und aufgeregt flatternden Gockel Otto auslassen kann, schließt sich der Vorhang. Minutenlanger Applaus eines begeisterten Publikums folgte dem Ende des Stücks. Der Dank von TGV-Vorstand Timo Beisswenger galt nicht nur allen Theaterspielern sondern vor allem Regisseur Werner Haas, der sich mit Unterstützung seiner Familie seit zehn Jahren unermüdlich für die „Horamer Schulhaus-Behne“ einsetzt. Hannelore Emer wurde in diesem Jahr als aktive Darstellerin vermisst, sie gab ihre reichen Theatererfahrungen als Regieassistentin weiter. Valerie Emer sorgte für Frisur und Make-up. Ein Gruß galt Max Haas, der die Gruppe wochenlang begleitete und bei den Aufführungen durch Krankheit verhindert war. Seine Aufgabe als Souffleur übernahm ganz kurzfristig Georg Esswein. Für ein großformatiges Landschaftsbild sorgte Martin Raab und wer ganz genau hinsah, konnte das Bergdorf Horn entdecken, in dem es wohl im kommenden Jahr eine hundertjährige Theatertradition zu feiern gibt.
Dieser Artikel wurde von der Redaktion der Rems-Zeitung unbearbeitet veröffentlicht.
Als Pressewart eines eingetragenen Vereins oder einer lokalen Institution können Sie Inhalte auch direkt in das Online-System eintragen,
entsprechende Beiträge werden dann automatisch mit zusätzlichen Informationen rund um den Verein versehen.