Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Donnerstag, 07. November 2013
Durch einen Tierpark wie die Wilhelma in Stuttgart ist wohl schon ein Jeder geschlendert und hat die Tiere aus aller Welt bestaunt. Doch viel Interessantes, was so hinter den Kulissen eines Zoos passiert und welche Aufgaben er hat, erfährt man nur bei bestimmten Führungen. In diesen Genuss kamen in den Herbstferien rund
20 Teilnehmer einer „Führung hinter die Kulissen“ der
VHS Bettringen. Dazu verhalf ihnen
Dr. Tobias Knauf-Witzens, der Tierarzt der Wilhelma.
Von Beginn an zog
Dr. Knauf-Witzens seine Gäste in den Bann mit seinen Erzählungen. Plötzlich bewundert man nicht nur die Flamingos mit ihren schönen Farben und grazilen Bewegungen, sondern stellt angeregt fest, dass sich in das Gehege noch weitere Vögel, wie Graureiher und Störche, geschmuggelt haben. Warum nur? Und warum fliegen die Flamingos nicht einfach weg? Die Anzahl der Graureiher sei inzwischen auf
30 Paare angestiegen, erzählt
Dr. Knauf-Witzens. Doch man dulde die Tiere, da sie unter Naturschutz stehen. Auch wenn sie einen Großteil des Futters der eigentlichen Zootiere verschlingen. Dass hingegen die Flamingos nicht wegfliegen dürfen, ist eine der Aufgaben eines Zoos. „Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Tiere auch im Zoo bleiben“, erzählt
Dr. Knauf-Witzens. Ansonsten entstünde eine Faunaverfälschung. Bei Vögeln nimmt man beispielsweise das Stutzen der Flügel auf einer Seite zu Hilfe. „Dadurch entsteht eine Asymmetrie, durch die der Vogel nicht mehr fliegen kann“, erklärt
Dr. Knauf-Witzens. Höchstens bei den freilaufenden Pfauen sei dies etwas anderes, sie können zwar fliegen, „wollen aber gar nicht weg, weil es ihnen hier gut geht“. So ähnlich ist es wohl auch bei den Känguruhs. Die Großen könnten eigentlich, wenn sie wollten, locker über den Zaun hüpfen. Tun es aber nicht. Denn auf der Innenseite des Zauns wissen sie sich sicher. „Das erkennt ein Tier schnell“, weiß
Dr. Knauf-Witzens.
Auf seinem Rundgang erzählt Dr. Knauf-Witzens auch von den wichtigen Aufgaben eines Zoos: Ein Zoo dient der Erholung der Bevölkerung, der Wissensvermittlung, dem Artenschutz, Auswilderungsversuchen, der Forschung und der Bestandsbetreuung. Allerhand – was man auf den ersten Blick nicht sieht. Der Weg führt nun zum Okapi, dem sehr scheuen Bewohner aus dem Regenwald, einem Paarhufer aus der Gattung der Giraffen. Erst Anfang dieses Jahrhunderts wurde es entdeckt, und es gibt noch sehr viel darüber zu erforschen. Doch in der Wilhelma scheint es dem Okapi gut zu gehen und sogar Nachwuchs gab es schon. Das ist nicht selbstverständlich in einem Zoo, und die Wilhelma ist zu Recht stolz darauf.
Dr. Knauf-Witzens geht auch gerne auf die Wünsche seiner Gäste ein: ein Besuch im neuen Affenhaus, in dem die Bornobos, die Zwergschimpansen, untergebracht sind, wird erfüllt. Dort erfahren die Gäste alles über die Haltung der Tiere, die Pflege der Gehege, dem Unterschied von der alten zur neuen Behausung und den Programmablauf eines Tages. Ein intelligentes Tier wie der Schimpanse will schließlich auch unterhalten und gefördert werden. Nur im Käfig zu sitzen wäre ihm viel zu langweilig. Genauso wie die Krake, die sich ihr Futter jedesmal „erkämpfen“ und neue Herausforderungen überwinden muss, um an Nahrung zu gelangen. Doch das ist lebensnotwenig für die Tiere. Unglaublich viel Zeit und Fürsorge investieren die Pfleger hierfür, was auf den ersten Blick nicht gesehen wird. Eine gelungene Führung wie diese weckt neue Erkenntnisse und geht gewiss nicht spurlos am Besucher vorüber.
Dieser Artikel wurde von der Redaktion der Rems-Zeitung unbearbeitet veröffentlicht.
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