Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Montag, 13. Mai 2013
Siena, mit dem charakteristischen rotbraunen Farbton seiner Häuser, war, wie andere toskanische Städte auch, reich, stolz und unabhängig, gespalten in Anhänger des Papstes(Guelfen) und des Kaisers(Ghibellinen). Die bedeutendsten Bankhäuser des damaligen Europas saßen in Siena, wie all die Begriffe, die wir heute noch im Bankwesen benutzen, aus Italien stammen. Einer der schönsten Plätze Europas dürfte die Piazza del Campo sein. Sie ist zweimal im Jahr Schauplatz des nicht ungefährlichen Palio-Rennens. Die 17 Contrades, Stadtbezirke, die es heute noch gibt, treten gegeneinander an. Dreimal wird der Campo umrundet, beim anschließenden großen Fest in den Gassen darf das Siegespferd am Tafelende Platz nehmen. Die Contrade tragen Tiernamen und erfüllen bis auf den heutigen Tag soziale und kulturelle Funktionen für die Bewohner. Die weißgrünen Marmorstreifen im Dom lassen an arabische Einflüsse denken. Einzigartig der Fußboden mit den Einlegearbeiten und die Piccolomini Bibliothek mit ihren Wandbildern und kostbaren Handschriften aus dem 15. Jahrhundert.
Siena war auch die Geburtsstadt der hl. Katharina von Siena, deren Haupt in einem Glasschrein der Kirche San Domenico bestattet ist. Katharina ist – neben Franz von Assisi – eine der Geliebten Heiligen Italiens, eine der bedeutendsten Frauengestalten des Mittelalters, kühn, mutig Einfluss nehmend auf das politische und religiöse Leben ihrer Zeit, von unbeirrbarer Entschlossenheit, die üblen kirchlichen Zustände kritisierend. Seit 1970 ist sie als Kirchenlehrerin anerkannt.
Wenn man Pisa hört denkt man an den schiefen Turm mit einer Schieflage von 4,5 Metern, dem meist fotografierten Motiv der Stadt. Aber da sind auch noch der Dom und das Baptisterium. Das alles gehört zum UNESCO Kulturerbe. Die Porta di San Ranieri, um 1180 geschaffen, gehört zu den großen Kunstwerken des Abendlandes. Das Baptisterium, eine der größten Taufkirchen der Christenheit, beeindruckte die Reisegruppe durch seine Akustik.
Lucca, umgeben von einer begründeten Wallanlage, mit Blick auf den Apennin, hat eine in der Völkerwanderungszeit zerstörtes römisches Amphitheater, viele Gassen mit Läden, Patisserien, Cafés und Eissalons. Die im Inneren romanisch geprägte Kirche San Michele in Foro hat auf dem Gebiet der Westfassade eine überlebensgroße Michaelsfigur. Und dann der Dumo San Martino mit dem Volto Santo, dem „Heilligen Antlitz“, einem verehrten Gnadenbild, über das der kürzlich verstorbene Schulleiter Dr. Peter Spranger in seinem Buch „ Der Geiger von Gmünd“ einiges geschrieben hat.
Florenz, auf der UNESCO Weltkulturerbe-Liste, ist das politische und kulturelle Zentrum der Toskana schlechthin: unermessliche Kunstschätze, beeindruckende Bauten. Die Entwicklung des ganzen Landes im Mittelalter und in der Renaissance ging von Florenz aus. hier war der Ausgangspunkt für die italienische Hochsprache und der Literatur. Namen wie Galilei, die Medici, Dante, Petrarca, Leonardo da Vinci, Michelangelo und viele mehr sind mit der Stadt am Arno verbunden. Die Stadt war im Mittelalter sehr reich, ihre bauten beherrschten über Jahrzehnte hinweg den Kapitalmarkt Europas. Nur einige wenige Gebäude seien genannt: der Dom mit seiner roten Kuppel, das Baptisterium mit den drei Bronzeportalen, darunter die Paradies-Pforte, die Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio und der Loggia die Lanzi, die Galeria degli Uffizi und der Ponte Vecchio. Allein diese Stadt verdient, mehrere Tage Aufenthalt zum Abschluss, gleichsam zum Ausklang und zur Erholung, ein Tagesausflug in die Cinque Terre, mit Zugfahrt und Aufenthalt in Manarola, Vernazza und Monterosso. Eine Terrassenlandschaft mit rund 7.000 km Trockenmauern, um an den Steilhängen Reben und Olivenbäume anzupflanzen. Die UNESCO führt keine Landschaft als Weltkulturerbe. Kleine Siedlungen, die sich verschachtelt an die Hänge krallen. Die jungen sehen hier keine Zukunft mehr und ziehen weg, die Terrassenlandschaft droht zu zerfallen.
Pfarrer Hans Villinger bedankte sich im Namen der Gruppe ganz herzlich bei Reiseleiter Franz Merkle, der nicht nur viele Informationen unterwegs gab, sondern auch das abendliche Rahmenprogramm gestaltete, abgestimmt auf die Absicht der Reise: die Schönheiten und Freuden des Lebens wieder zu entdecken und weiter zu wandern auf dem Lebensweg, auch mit den neuen Bekanntschaften, die man auf dieser Reise schloss. Übrigens: als Maskottchen begleitete die Reisegruppe alle Tage im Omnibus Pinocchio, die Figur aus dem italienischen Kinderbuchklassiker, entstanden in der Toskana.