Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Donnerstag, 02. Mai 2013
SCHWÄBISCH GMÜND – Zu einer kulinarischen Stadtführung trafen sich vor kurzem die Mitglieder des Traditionellen
AGV 1961. Stadtführer Frank Messerschmidt begrüßte die Gruppe am Münsterbrunnen. In den folgenden sechs Stunden erfuhren die AGVler noch so manche Neuigkeit, u. a. wie die Gmünder im Mittelalter wohl einen der ersten Plagiatsprozesse gewannen.
Röhrenbrunnen, nein, das hat nichts mit röhrenden Hirschen zu tun, sondern tatsächlich mit Rohren, die einst die beiden Innenstadtbrunnen auf dem Münster– und Marktplatz im Mittelalter mit frischem Trinkwasser vom Lindenfirst versorgten. Zwar flossen manche Bäche und Flüsse durch die Stadt. Doch war es offensichtlich um die Wasserqualität nicht bestens bestellt, so dass sich die Gmünder lieber auf das saubere Wasser von den Hängen des Taubentals verließen. Stadtführer Frank Messerschmidt erzählte eindrucksvoll und stets mit Unterstützung von anschaulichen Bildern, die er bei Gelegenheit aus seiner Tasche zog. So erläuterte er im Münster den staunenden Zuhörern, wo einst die Türme der gotischen Hallenkirche standen und warum diese in besagter Osternacht
1497 einstürzten. Die Seitenaltäre, vor allem jener, aus der Werkstatt Albrechts Dürers, wurden von Messerschmidts besonders detailgenau erklärt. Um dem kulinarischen Anspruch gerecht zu werden, nahmen die
AGV–Mitglieder ihren ersten Gang im
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6 in der Brandtstatt ein. Gestärkt und vor allem wieder aufgewärmt führte Messerschmidt die Gruppe auf den Marktplatz, erzählte die Geschichte der Grät und am ehemaligen Postgebäude der der Familie von Stahl. Im Spitalinnenhof erfuhren sicher einige Gmünder zum ersten Mal, wie die Stadt durch glatte Enteignung über Nach ihren Besitz an Ländereien verdreifachte. Das Treiben der Herren im Spital zum Heiligen Geist war faktisch eine eigene Stadt in der Stadt geworden. Das Spital fungierte im
13. und
14. Jahrhundert noch nicht als Krankenhaus, sondern als Altenheim für Gutbegüterte. Über die Kappelgasse und den am Boden noch sichtbaren ehemaligen Stadtmauerring ging es zum Eingang der Schmiedgassen. Warum Gmünd gleich zwei davon hat? Weil dort im Mittelalter sehr erfolgreich Sensen geschmiedet wurden, die, versehen mit dem Gmünder Einhorn, bis nach Frankreich verkauft wurden. Das Geschäft mit dem Erntehelfer florierte derart, dass sich in der Stauferstadt viele Schmiede niederließen. Sie wohnten und arbeiteten entlang der Vorderen und Hinteren Schmiedgasse. Die Schmiede von Giengen an der Brenz wollten davon auch profitieren. Auch ihre Stadt trägt das Einhorn im Wappen. Und so brachten sie ebenfalls Sensen mit dem Einhorn auf den Markt. Die Gmünder ließen sich dies nicht gefallen und zogen vors höchste Gericht, vor dem sie in wohl einem der ersten Plagiatsprozesse der Geschichte Recht gesprochen bekamen. Den Hauptgang und den Nachtisch nahmen die
AGV–Mitglieder im Restaurant Columbia (ehemals Königsturm) ein, um passend zum Abschluss, noch einen Abstecher auf Gmünds höchsten Turm bei Nacht zu machen. Namens des Vorstandes bedankte sich dort Reinhard Stalitza nicht nur bei den Organisatoren des kulinarischen Stadtrundgangs, Birgit Fauser und Bernhard Wacker, sondern vor allem bei Stadtführer Frank Messerschmidt für dessen gleichermaßen spannende wie lehrreiche Art, über Gmünder Stadtgeschichte zu erzählen.
Dieser Artikel wurde von der Redaktion der Rems-Zeitung unbearbeitet veröffentlicht.
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