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Nur dem Kaiser vorbehalten

Eingereicht von »Obst- und Gartenbauverein Wißgoldingen« am Montag, 14. April 2014

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Vor aufmerksamen Mitgliedern und Freunden des OGV Wißgoldingen referierte Dipl. Ing. agr. Christine Karger von der Obst– und Gartenberatung Ellwangen, zum Thema „Pfingstrosen“. Der Bogen spannte sich über Botanik, Standort, Pflanzung und Pflege bis hin zu Krankheiten und Schädlingen. Pfingstrosen haben viele Fans, weil sie wundervolle Blüten tragen und die vollkommene Schönheit symbolisieren.
So erzählt ein chinesisches Märchen davon: „Danach gab es im Palastgarten des Kaisers Huan eine wundervolle Blume, die in der ganzen Welt niemand hatte. Diese wurde vom Kaiser so verehrt, dass er zur Blütezeit alles andere, auch seine Gemahlin, vergaß und nur verzückt vor der blühenden Blume im Garten saß. Mit der Zeit wurde die Kaiserin eifersüchtig und befahl dem Palastgärtner, die Pflanze während des Winters bis auf die Wurzel abzuschneiden. Der Gärtner tat, was die Kaiserin befohlen hatte. Da ihm der Kaiser aber zugleich leid tat, suchte er eine Blume, die der früheren entfernt ähnlich sah und pfropfte sie auf die Wurzel jener Blume auf, die er abgeschnitten hatte. Im nächsten Frühling trieb die Wurzel nicht nur Stängel und Blätter aus, sondern auch eine wunderschöne Blume, die sogar noch schöner war als die vorherige. Die Pfingstrose war geboren. Der Kaiser war über die Geschicklichkeit seines Gärtners so entzückt, dass er ihn mit Reichtümern überhäufte.“ Ebenso waren die Pfingstrosen in Japan nur den Gärten des Kaisers vorbehalten. Als Blume der Aristokraten führte während der kommunistischen Kulturrevolution unter Mao Tse-​tung dazu, dass in manchen Regionen Chinas die Strauchpäonien beinahe ausgerottet wurden. Franzosen haben Züchtungen aus kaiserlichen und herrschaftlichen chinesischen Gärten vor über 200 Jahren nach Europa gebracht. Veredelt wurden sie von Victor Lemoine (1821911) in Frankreich. Damit hat in Frankreich eine Welle von Neuzüchtungen eingesetzt, aus der gegen 3000 neue Sorten hervorgegangen sind. Heute stammen die wertvollsten Arten aus Japan. Auch wenn die Pfingstrosengewächse, Paeoniaceae genannt, nicht mit Rosen verwandt sind, tragen sie ihren Namen zu Recht: Rosen ohne Dornen. Die 33 Arten umfassen meist krautige Stauden, Halbsträucher und Sträucher. Als Ausgangsform der Zuchtsorten diente früher immer die Bauernpfingstrose und Milchweise. Heute finden sich auch viele Kreuzungen mit Strauchpfingstrosen. Je nach Wetterlage und Sorte ist die Hauptblütezeit von Ende April bis Mitte Juni. Einen deutlich früheren Blühbeginn wird durch die besondere Wetterlage in diesem Jahr zu beobachten sein. Die Strauchpäonien dagegen bilden Halbsträucher, deren Triebe verholzen und im Herbst nur das Laub abwerfen. Diese Sorten haben ihren Ursprung in China, wo sie bereits vor mehr als 1000 Jahren gezüchtet wurden. Sie gelten dort als Symbol für Reichtum und Glück, was sicher auf ihre Langlebigkeit zurückzuführen ist. Die Farbenpracht ist außergewöhnlich und von betörender Schönheit. Ein vollsonniger Standort bis max. Halbschatten auf einem nährstoffreichen, lockeren Boden, leicht sauer bis alkalisch, bietet die besten Voraussetzungen. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. Bei schweren feuchten Böden sollte auf Hügeln gepflanzt werden. Winterschutz gegen Spätfrostschäden ist empfehlenswert. Die beste Pflanzzeit für Neu– und Umpflanzungen ist September. Bodenmüdigkeit, bedingt durch Pilze, erfordern neue Standorte oder Bodenaustausch. Der Pflanzabstand beträgt 80 bis 100 cm. Grundsätzlich sollten Pfingstrosen möglichst lange ohne Teilung an einem Standort stehen. Pfingstrosen sind Starkzehrer und haben einen hohen Nährstoffbedarf. Eine Düngung mit organischem Dünger (Hornmehl, Späne) im Frühjahr vor dem Austrieb und im Frühsommer nach der Blüte ist Pflicht. Nach dem Austrieb sollte gemulcht werden (z. B. Rasenschnitt, kein Rindenmulch). Nach der Blüte ist diese zu entfernen, zur Vermeidung von Samenbildung. Stark gefüllte Sorten benötigen besonders bei Nässe eine Stütze, Strauchpfingstrosen benötigen in den ersten 34 Jahren leichten Winterschutz. Grauschimmel und weitere Schimmelpilze bedingen Laubabfall, schlaff hängende Knospen und Triebe, rötliche bis braune Blattverfärbungen bis schwärzliche Faulstellen an den Stängeln, welche dann absterben. Viruserkrankungen bedingen Mosaik– Ring– und Kräuselpflecken. Für die Bekämpfung dieser Krankheiten sind Fungizide einzusetzen. Ein Rückschnitt bis ins gesunde Gewebe ist erforderlich ebenso die rasche Entsorgung von befallenem Laub. Pfingstrosen stehen gerne in Gruppen mit sich unterordnenden Stauden wie Frauenmantel, Storchenschnabel, Katzenminze, Lilien, Mohn, Taglilien, Gartensalbei, Stauden-​Clematis, Gräsern und Zierlauch oder frühe Blumenzwiebeln. Auch in der Volksmedizin hatte die Pfingstrose ihren Platz, so wurde sie etwa gegen Gicht und Rheuma eingesetzt. Der botanische Name Paeonia leitet sich vom Götterarzt Paeon aus der griechischen Sagenwelt ab. Er soll mit ihrer Wurzel den verwundeten Hades geheilt haben. Die Echte oder Bauern-​Pfingstrose stammt aus den Bergregionen Südeuropas und wächst wild und streng geschützt, sogar am Monte Generoso im Tessin. Gezüchtet wurde sie aus medizinischen Gründen in Klöstern. Bis ins 19. Jahrhundert galt sie als Heilmittel gegen Epilepsie. Die Heilkraft der Pfingstrosen preist auch Hildegard von Bingen. Apolloniakörner (Samen als Ketten aufgereiht), Kleinkindern zum Kauen gegeben, soll weniger Schmerzen beim Zahnen bereiten. In Bayern wird die Hl. Apollonia, als Patronin der Zahnleidenden verehrt. Literaten und Maler haben sich umfänglich mit der Pfingstrose beschäftigt. Das „Paradiesgärtlein“ ist ein Gemälde eines Oberrheinischen Meisters, das wahrscheinlich um 1410/​1420 angefertigt wurde. Der Garten ist angefüllt mit naturgetreuen Darstellungen von Pflanzen und Tieren. Die Pfingstrose hat auch hier ihren Platz gefunden. Ungezählt sind Bilder und Stilleben der Pfingstrose. Die feinen Kompositionen von Dorothy Gaubert Pyle sind beispielhaft zu nennen. „Kaiserkron und Päonien rot“ schreibt Joseph Freiherr von Eichendorff, (17881857) in seinem Gedicht „Der alte Garten“. Gerade jetzt vor Ostern muss noch die Legende der Pfingstrose erwähnt werden. „Als Maria Magdalena vom Tode Jesu hörte, wurde sie von Trauer erfasst. Sie setzte sich an ihren Lieblingsplatz im Garten neben die blühenden Rosenbüsche. Sie weinte bitterlich und tief nach vorn gebeugt, rannen ihre Tränen auf die Erde. Nach Stunden schienen die Rosen zu beiden Seiten alle Dornen verloren zu haben. Sie waren zu großen schönen Pfingstrosen geworden. „Genießen Sie den Frühlingstraum und nehmen Sie die Pfingstrosen als Dauergäste in Ihren Garten, sie bleiben manchmal über Generationen“, mit dieser Einladung bedankte sich C. Karger bei Ihren Zuhörern.

OGV Obst- und Gartenbauverein Wißgoldingen
Im Eichich 4, 73550 Waldstetten-Wißgoldingen
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