Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Sonntag, 28. September 2014
Franz Schattmann, der als pensionierter Realschulrektor 40 Führungen im Jahr bewältigt, geleitete die Gmünder Besuchergruppe durch die wichtigsten Gebäude, die im „Hohenloher Dorf“ zusammengestellt sind. Im Zentrum des Interesses standen zunächst die alten Tierrassen, die das 35 ha große Museumsgelände beleben: Gänse schnattern empört, wenn man sich ihrem Teich nähert, während Fuchsschafe und das Schwäbisch Hällische Landschwein sich in ihrer Ruhe von niemand stören lassen. Überall gibt es alte Obstbauernsorten, der Besucher darf, ja soll nach reifen Früchten greifen, kann die süße Seite der Vergangenheit z. B. an reifen Pflaumen verkosten. Im Zentum der Exkursion stand naturgemäß das alte Schulhaus von 1828 aus Satteldorf. Im Erdgeschoss ist die Lehrerwohnung mit kleinem Stall für den Nebenerwerb. Dort befinden sich auch zwei Trockenabtritte, einer für die Lehrerfamilie, der andere für 200 Schüler bestimmt. Auch der Nebenlehrer, Provisor genannt, hat dort einen Schlafraum. Im zweiten Stock gibt es zwei Klassenräume von jeweils 40 m², in denen zwei verschiedene Altersgruppen unterrichtet wurden. Niedrige Sitzmaschinen aus Holz boten nicht allen 100 Schülern Platz, viele mußten auf Notstühlen ohne Schreibfläche sitzen oder stehen. Allerdings „durften“ im Sommer die Kinder auf dem Bauernhof mithelfen, gingen nicht immer zur Schule, so dass die Beengung nicht ganz so groß war. Eine solch große Schülerzahl zu unterrichten, überforderte oft Geschick und Geduld der meist schlecht ausgebildeten Lehrer, die in ihrer Not zu harten Strafen griffen. Herr Schattmann zeigte uns die dabei verwendeten feinen Ruten und ein Rundholz zum Strafknien. Auch das Lehrerpult auf höherem Podest wirkt auf die heutige Lehrergeneration befremdlich, die gleiche Augenhöhe wünscht, die früher eben nicht vorgesehen war. In der Bauzeit der Schule gibt es immerhin schon eine Lehrerausbildungsstätte in Esslingen und Schwäbisch Gmünd, kümmert sich der württembergische König Wilhelm I. um die Verbesserung der Unterrichtsqualität. Aber die geistliche Schulaufsicht blieb bis zum Jahr 1908. In der Regierungszeit vor Wilhelm I. ohne jede Lehrerausbildung genügte es, wenn der Stellenbewerber nur lesen und schreiben und ein bißchen rechnen konnte – die Bibel mußte er freilich genau kennen und in 1/3 der Unterrichtszeit religiöse Kenntnisse vermitteln. So urteilte zu Beginn des 19. Jh. der Pfarrer über den Lehrer Henninger: „Schulkenntnisse gering, im Amte fleißig, gegen den Pfarrer folgsam“- das letztere offensichtlich eine Voraussetzung seiner Einstellung.
Am Nachmittag bummelten die Gmünder Gäste in kleinen Gruppen durch die noch nicht gesehenen Gehöfte und Baudenkmäler. Besonders eindrucksvoll war dabei die Vorführung eines Schmieds mit seinen alten Werkzeugen in rauchiger Esse. Viele Handwerksvorführungen und Sonderausstellungen sind über das Gelände verteilt. Den meisten Eindruck machte die Erinnerung an den 1914 beginnenden Ersten Weltkrieg: „Herzliche Grüße vom Schlachtfeld – Hohenloher im Ersten Weltkrieg“. Wirklich eine Jahrhundertausstellung mit zahllosen erhaltenen lokalen Dokumenten, für die es sich allein lohnt, nach Wackershofen zu fahren. Glücklich mit dem Gesehenen und der erfahrenen Gastfreundschaft kehrten die Gmünder heim. Verfasser Karl-H. Koschorreck pm KHK