Eingereicht von »Schwäbischer Albverein OG Böbingen/Rems« am Montag, 16. März 2015
Ein ganz besonderer „Runder Geburtstag“ wurde letzten Samstag bei der Albvereinsgruppe Böbingen registriert: Das 30-jährige Bestehen der Klotzbach-Patenschaft. Die damit verbundene, alljährlich im Frühjahr stattfindende Großputzete musste nur einmal wegen gefährlichen Schneeschmelze-Hochwassers um eine Woche verschoben werden.
Im Jahre 1885 fasste der Ausschuss unter dem damaligen Vorsitzenden Ernst Breitmeier den Beschluss, die Betreuung des Klotzbach-Abschnittes ab der Verdolung in Oberböbingen bis zur Mündung in die Rems zu übernehmen. In Kooperation mit Bürgermeister Schuller als Vertreter der Gemeindeverwaltung wurde die Patenschaft zur Pflege und zum Schutz des“ Ökosystems Unterer Klotzbach“ ins Leben gerufen. Im Bereich des Nordostalb-Gaus vom Schwäbischen Albverein konnte diese Vereinbarung zwischen einer Kommune und einer Albvereinsgruppe als einzigartiges Pilotprojekt angesehen werden.
Mit Schaudern dachte man an die erste Putzaktion zurück. In vielstündiger Drecksarbeit wurden zentnerweise Abfälle und Strömungshindernisse beseitigt. Vom verrosteten Schubkarren bis zu verendeten Haustieren reichte die unbeschreibliche Müll-Palette. Doch die Bemühungen haben sich gelohnt Der Bachlauf mit seinen bewachsenen Uferbereichen bietet seither einen sauberen, naturnahen Anblick. Die sich wiederholenden Aktionen verfehlten auch nicht ihre erzieherische Wirkung auf die Bachanlieger.
Die Bachputzete ist jedoch nur ein Bestandteil der Patenschaft. Besonders erfreulich sind die Erfolge der von Naturschutzwart Ingo Feile eingeleiteten Maßnahmen zum Natur-und Artenschutz. Verschiedenartige Nist-und Schlafhöhlen für Höhlenbrüter und Fledermäuse am Bachlauf und dem angrenzenden Auwäldchen trugen zur Entstehung eines kleinen Vogelparadieses bei. Die Schutzeinrichtungen werden regelmäßig überwacht und im Herbst gereinigt. Biologische Gewässeruntersuchungen im Rahmen des Ferienprogramms für Kinder zeigten unerwartet gute Ergebnisse in Bezug auf die Fließwasser-Qualität.
Neuen Ansporn und Auftrieb für die Tätigkeiten der rührigen Albvereinsgruppe gab die Verleihung des Umweltschutzpreises des Landes Baden-Württemberg im Jahre 1987. Ernst Breitmeier konnte die mit einem Geldpreis verbundene Auszeichnung mit großer Genugtuung entgegennehmen und sein Nachfolger Hermann Müller führte die Bestrebungen mit großem Engagement fort. Zwanzig Jahre später, im Herbst 2007, zeichnete Präsident Rauchfuß beim Naturschutztag des Schwäbischen Albvereins in Ludwigsburg die Böbinger Ortsgruppe mit dem Naturschutzpreis für „zahlreiche Naturschutzaktivitäten unter Beteiligung von Jugendlichen“ aus.
Der Klotzbach und sein Nahbereich stellen ein belebendes Element im Landschaftsbild dar und erfüllen eine bedeutsame Funktion im Naturhaushalt. Für Naturfreunde sind Bäche und andere Gewässerarten besondere Erlebnisräume mit mannigfachen, jahreszeitlich bedingten Veränderungen. Der nicht nur von Einheimischen stark frequentierte Fuß-und Radweg zwischen den Böbinger Ortsteilen längs des Klotzbachs belegt offensichtlich den Erholungswert dieser naturnahen Bachaue mit dem angrenzenden Wäldchen. Die Gemeinde beabsichtigt, einen Teil der Aue sowie Teile des angrenzenden Wäldchens bis zum Beginn der Interkommunalen Remsgartenschau 2019 mittels intensiver Beteiligung der Bevölkerung in einen Bürgerpark mit hohem Erholungswert nachhaltig, möglichst naturbelassen und mit Rücksichtnahme auf die ausgewiesenen Biotope umzugestalten.
Der Ausschuss der Ortsgruppe fühlt sich dazu verpflichtet, der Gemeindeverwaltung und dem Bauhof für die optimale Zusammenarbeit zu danken: Die Bereitstellung des Transportfahrzeugs und der Sammelbehältnisse, die alljährliche Vesperspende und die stets offenen Ohren der jeweiligen Bürgermeister für Fragen und Notwendigkeiten des Natur-und Umweltschutzes. Dank gebührt auch Familie Alfons Dennochweiler. Sie stellte in all den Jahren ohne Entgelt ihren großen Hobby-Raum im Dachgeschoss für das gemütliche und wohlverdiente Abschlussvesper zur Verfügung, ermöglichte die „salonfähige“ Reinigung der Drecksarbeiter und steuerte so manches kulinarische Schmankerl und manche flüssige Verdauungshilfe bei. Nicht vergessen werden dürfen die vielen treuen Bachputzer, die sich nicht zu schade sind, den Abfall ihrer Mitmenschen auch an unwegsamen Stellen aufzusuchen und zum Sammelplatz zu schleppen. Besonders hervorzuheben sind die stets teilnehmenden Jugendlichen. Für ihr vorbildliches, verantwortungsvolles Verhalten verdienen sie unseren vollen Respekt.
Schon vor Jahrzehnten zitierte Gerhard Weiser, der ehemalige baden-württembergische Minister für Umwelt: „Die Bachputzpatenschaften bieten den Gemeinden die Chance, den Bürger mehr als bisher für öffentliche Aufgaben zu interessieren und sich damit auch zu entlasten. Der engagierte und umweltbewusste Bürger hat die Möglichkeit, sich in einem verantwortungsvollen Bereich aktiv zu betätigen“. Diese Möglichkeit wurde von der Albvereinsgruppe Böbingen mit Erfolg wahrgenommen und zum Prinzip erhoben.
Schwäbischer Albverein OG Böbingen/Rems
Otto Rindfleisch Weg 5, 73560 Böbingen
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