Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Mittwoch, 29. April 2015
Brüssel, die „Hauptstadt Europas“, war das Ziel einer Studienreise der Gmünder
VHS in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der Bundeszentrale für politische Bildung. Vier abwechslungsreiche Tage erwarteten die
33 Teilnehmer, darunter auch
6 Studierende der PH.
Der Aufbruch am frühen Sonntagmorgen lohnte sich. Gleich nach der Ankunft machten sich kleine Gruppen auf zum Besuch der bekannten Museen: Mit der umfangreichen Sammlung des belgischen Surrealisten begeisterte das Magritte-Museum. Im Bozar kamen die Liebhaber der schönen Künste auf ihre Kosten; das Art Déco-Meisterwerk aus der Feder Victor Hortas ist zudem einer der großen architektonischen Schätze der Stadt. Als Comic-Zentrum gönnt sie sich den Luxus eines eigenen Comicmuseums. In dem eindrucksvollen Jugendstil-Bau hatten die Gmünder viel Vergnügen an den Schlümpfen, mit Tim und Struppi, Lucky Luke, Spirou, Gaston und all den anderen Comic-Helden. Bekannte und weniger bekannte Ecken wurden bei der ganztägigen Stadtführung erkundet. Beim Rundgang durfte natürlich Männeken Pis nicht fehlen, das Hauptaugenmerk lag jedoch auf den architektonischen und kunstgeschichtlichen Besonderheiten. Sachkundig und unterhaltsam erläuterte der Führer das imposante Ensemble des Grand Place und gab Anekdoten zu lebenden und historischen Persönlichkeiten zum Besten. Besondere Schmankerl in mehrfacher Hinsicht bot die Visite einer Schokoladenmanufaktur: nach ausgiebigem Verkosten konnte man sich gleich mit köstlichen Mitbringseln eindecken. Nach einem Picknick beim Afrikahaus ging es vorbei an den Glanzlichtern der beiden Weltausstellungen –Japanischer Turm, Chinesischer Pavillon und das Atomium — um letztlich an einer Metrostation Graffitikunst auf Weltmeisterniveau bewundern zu können. Die abendlichen Ausflüge zeigten, dass sich die europäische Vielfalt auch in der Küche widerspiegelt. Nach so vielen kulturellen Eindrücken stand die Politik auf dem Programm. Hochmoderne Architektur und eine Vielfalt europäischer Sprachen bestimmen das Ambiente im Europaviertel. Dass Europapolitik keineswegs trocken ist, erfuhren die Besucher im Parlamentarium, dem hochmodernen Besucherzentrum des Europäischen Parlaments. Mit fahrbaren Monitoren begaben sie sich auf eine virtuelle Reise und erfuhren anhand aktueller Projekte, welchen Nutzen die Europäische Union für die einzelnen Länder erbringt und welchen Einfluss sie auf das tägliche Leben hat. Ein gigantischer
360° Panoramafilm stimmte auf das Geschehen im Europäischen Parlament ein. Auf Einladung der EU-Abgeordneten Evelyne Gebhardt wohnten die Teilnehmer einer Sitzung im gigantischen Plenarsaal bei. Beeindruckend waren die unzähligen Übersetzungskabinen und die straffe Moderation des Parlamentspräsidenten. Und, welche Überraschung, nach Martin Schulz‘ Einführung folgten Statements des Ratspräsidenten Donald Tusk und Jean-Claude Junker, den Präsidenten der Europäischen Kommission. Drei Präsidenten in einer Sitzung! Im Gespräch mit der Abgeordneten klärte sich manche Frage. Gebhardt kam selbst aus eigener Betroffenheit zur Europapolitik. Ihr Studienabschluss an der Sorbonne wurde in Deutschland nicht anerkannt, die französische Lehrerin hätte in der Heimat ihres deutschen Ehemanns nicht unterrichten dürfen. Zwischenzeitich werden dank des Bologna-Prozesses verschiedene Abschlüsse gegenseitig anerkannt. Ihr Beispiel veranschaulichte, dass die Mühlen der EU-Politik langsam, aber stetig mahlen! Beim Besuch des Rates der Europäischen Union, in dem die einzelnen Mitgliedstaaten vertreten sind, erfuhren die Gmünder, dass der Rat in unterschiedlichen Zusammensetzungen tagt – je nachdem, um welches Politikfeld es sich handelt. Sachkundig und humorvoll erläuterte der Referent, ein irischer Jurist, wie das Räderwerk der Abstimmungsprozesse ineinandergreift, bis letztlich eine europaweit einheitliche Industrienorm entwickelt ist. Deutlich wurde, dass Gesetze auf europäischer Ebene nur im engen Zusammenspiel zwischen Rat und Parlament und stets mit intensiver Beteiligung der Länder zustande kommen. Dass Lobbyismus nicht per se negativ ist, solange alle ihre Interessen einbringen können, hatten alle EU-Politiker betont. Der Besuch in Landesvertretung zeigte, dass die der baden-württembergischen Interessen gut vertreten sind. Am Beispiel der Donauraumstrategie erläuterte Pressesprecher Jauernik, wie Regionen unterstützt werden, damit sie ihre Anliegen in Brüssel besser durchsetzen können. Politisch, kulturell und kulinarisch gestärkt traten die Reisenden den Heimweg an. Sie waren sich einig, dass ein gemeinsames Europa ein Jahrhundertprojekt ist, das noch lange nicht vollendet und für das es sich lohnt, sich einzusetzen.
Dieser Artikel wurde von der Redaktion der Rems-Zeitung unbearbeitet veröffentlicht.
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