Eingereicht von »Sportgemeinde Bettringen e.V.« am Montag, 23. Oktober 2017
Bei der Sportgemeinde Bettringen hieß es mal wieder Bühne frei für bestes schwäbisches Kabarett. Ernst Mantels neues Programm Improve your deutsch ist kabarettistisches Infotainment bzw. Edutainment zu dem so wichtigen Thema richtiges Deutsch – falsches Deutsch. Beispiele dazu gibt es zuhauf jeden Tag in den Medien und besonders bei Dialektsprechern in der direkten Kommunikation.
Sein Publikum in der ausverkauften SG-Halle war bestens gelaunt, und so legte Ernst Mantel auch gleich los in seiner unnachahmlichen, sprachlich und artikulatorisch perfekten Art mit einer Aneinanderreihung von überflüssigen Zitaten von Montesqieu über Oscar Wilde bis zu Heinrich Heine. Und das, obwohl er es mit Christian Morgenstern hält: Zitate sind Eis für die Stimmung. Der Vortrag endete mit Senecas weisem Spruch: Wie glücklich man am Lande war, merkt man erst, wenn das Schiff untergeht.
Er selbst nennt sein neues Programm auch Hybridprogramm oder einen Kurs in Pimp your Redekunst. Sein Streifzug durch das Unterholz der deutschen Sprache startete mit der Feststellung: Fehler sind wichtig, sind die Grundlage jeder Basis. Sehr schwierig sei der richtige Gebrauch des Komparativs, zum Beispiel würden so unsinnige Adjektivsteigerungen wie schwangerer, toter, viereckiger benützt. Besonderes Terrain für Lapsüsse und Unfüge sei aber der Superlativ. So höre oder lese er immer wieder Wörter wie falscheste, meistgemachteste Fehler oder größtmöglichster Blödsinn.Danach springt er zum Elativ, der Steigerungsform des Adjektivs. Möglichst, höflichst, gern mit Präfixen aus der Jugendsprache: mega, giga, obervollfett, trügen das ihre zum skurrilen Reichtum der deutschen Sprache bei.
Seine Grammatiklehrstunde trägt Ernst Mantel in atemberaubender Schnelligkeit vor, so dass es einem schwindelig werden kann ob so vieler sprachlicher Untiefen.
Mit Euphemismen könne man sich die Welt schön reden: Trump sei nicht gaga, sondern verhaltensoriginell. Etwas Schlechtes sei einfach nur suboptimal. Ein hässlicher Mensch wird nicht als solcher bezeichnet, sondern als von Gott im Zorn erschaffen. Lügen seien demnach liebenswürdige Übertreibungen.
Zur Auflockerung der Sprachkritik holt er immer wieder eines seiner Saiteninstrumente hervor und singt Lieder zur Entspannung. So sein Bardenlied direkt vom Erzeuger, ein ökologisches Lied mit fairen Ideen.
Oder er singt vom Älterwerden, von Stirnfalten, von Nackensteifigkeit und dass ihm in Bussen und Bahnen ein Platz angeboten wird. Und endet mit dem Fazit: man fühlt sich immer nur so jung, wie man ist.
Für die Weintrinker unter den Zuhörern gibt er eine Anleitung, wie man angekredenzten Wein wortreich und Weinkennerschaft vorgaukelnd beurteilen kann: Mantel rät zu Floskeln wie adstringierende Anklänge und obligatorische Röstaromen, mit denen man sich als Connaisseur der Extraklasse outen könne. Das Ganze lasse sich auf die Spitze treiben mit: in der Nase etwas schwarzer Pfeffer und duftendes Heu bei feinem Holz und voller Frucht. Das wurde dann auch noch mit den lernbegierigen Gästen geübt!
Sprachliche Ausflüge in Angliszismen, Gallizismen, Neologismen hält er für Half so wild! Es seien probate Tools, mit denen ein durchschnittlicher Sprachuser sein Wording upgraden könne, so wie der Hipster in einem Stuttgarter Szenecafé, dessen Telefonat er mitanhören musste und das er dem Publikum wiedergab.
Lustig war auch die Aufzählung von Sinn entstellenden Begriffen, die die Autokorrekturprogramme von WhatsApp und SMS auswerfen. So kann aus Mailadresse Mätresse werden und aus einem harmlosen Satz wie Habe zu Jonas‚ 7. Geburtstag Playmobil besorgt, …. Playboy besorgt.
Begeistert aufgenommen wurde auch seine Coverversion auf den Song Fresh von Kool & the Gang: Schieß Frösch. Seine Mutter forderte ihn dazu auf, weil er als Siebenjähriger nicht wusste, was er mit dem geschenkten Luftgewehr machen sollte.
In seiner Zugabe schoss er dann noch ein Feuerwerk ab von sch-Lauten in Konstellation mit den Konsonanten P und T, als der Horscht auf dem Handy anrief und er mit ihm mit dem Fahrrad von Coascht to Coascht fahren will, um ihn dann mit Haschta la vischta zu verabschieden. Mit seiner luschtigen Linguischtik für Freizeit-Germanischten in der Diaschpora brachte er die Zuhörer nochmal zu schallendem Lachen.
Die Lautbildung und die Eigenarten der schwäbischen Sprache sind sein Material, aus dem er seine unnachahmlichen Lieder und Vorträge formt. Er ist ein Sprachjongleur und musikalischer Tausendsassa.
Der 1. Vorsitzende der Sportgemeinde, Hannes Barth, dankte der Wirtschaftleiterin Karin Stütz für die perfekte Organisation des unterhaltsamen Kabarettabends. Schon das 15. Mal hat sie es verstanden, angesagtes Kabarett auf die Bettringer Bühne zu bringen und so der Bettringer Sportgemeinde mal wieder ein kulturelles Highlight zu präsentieren. Den Küchendienst verrichtete in gewohnt engagierter Weise die Abteilung Tischtennis.
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