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Böbinger Kunstfahrer besuchen das Kunstmuseum Stuttgart

Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Samstag, 04. November 2017

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Führte die letzte Kunstfahrt ins doch weit entfernte, oberschwäbische Ravensburg,fühlte sich die aktuelle, 76. Kunstfahrt ein wenig dem volksmundlichen Motto verpflichtet: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.“
Wenn dann die Entscheidung der Organisatoren auf das Kunstmuseum Stuttgart fiel , spielte dieses Argument sicherlich eine gewisse, aber nicht die entscheidende Rolle.Die aktuelle Ausstellung „Sammlung Klein“, mit dem vielsagenden Untertitel „Über den Umgang mit Menschen, wenn Zuneigung im Spiel ist“, erfährt zwischenzeitlich hohe und wertschätzende Anerkennung in der Kunstwelt.Und, das darf schon anfangs vorweggenommen werden, mit gutem Recht, wie die Böbinger Kunstfahrer nach der Sonderführung übereinstimmend formulierten.

Wenn diese Sonderführung als ein wahrer Glücksfall bezeichnet werden darf, dann deshalb, weil mit Frau Gala Adam von der Museumsleitung eine exzellente Expertin zur Verfügung gestellt wurde, die mit beeindruckendem Sachwissen und begeisternder Leidenschaftlichkeit durch die Sammlung führte.

Prädestiniert für diese Aufgabe aber auch insbesondere deshalb, weil sie neben vorausgegangenem Kunsthistoriker – und Germanistikstudium, selber bildnerische Künstlerin ist, die schon auf vielen Ausstellungen ihr künstlerisches Können unter Beweis stellen durfte.

Es war für sie natürlich zu Beginn ihrer Ausführungen eine Selbstverständlichkeit, grundsätzliche Informationen zur Sammlung Klein zu geben​.So war zu erfahren, dass die Sammlung Klein nach dem schwäbischen Sammlerehepaar Alison und Peter W. Klein benannt ist.Auch in deren Fall darf wieder einmal festgestellt werden, dass die Verbindung von Industriellenreichtum und Kunstsinn im Sammlerland Baden – Württemberg keine Seltenheit ist. Peter W. Klein, 1947 in Stuttgart geboren, verkaufte 2007 seine Rectus AG in Nussdorf bei Ludwigsburg, Weltmarktführer für die Herstellung von Schnellverschluss – Kupplungen.Sein Treffen mit der Kunst begann aber schon vor 30 Jahren und dokumentiert sich aktuell in einer auf mehr als 2000 Werke angewachsenen Kollektion, die ihre Heimat in einem Privatmuseum im heimatlichen Nussdorf hat. Eine Kollektion, die alles andere als eine Wald – und Wiesensammlung ist : ein sehr gehaltvolles Ensemble mit vielen Facetten.

Peter W. Klein nennt auch ein Leitmotiv für sein Sammeln, wenn er sagt: „Für mich und meine Frau muss die Kunst eine soziale und gesellschaftspolitische Komponente haben“. Zu diesem Credo passt auch ein zweites Leitmotiv, indem er bevorzugt junge, aufstrebende Künstler sammelt und sie damit auch unterstützt.So mancher hat von Kleins Mäzenatentum profitiert und ist heute in der Kunstszene eine bekannte Größe.Beispielsweise die Malerinnen Franziska Holstein und Karin Kneffel, die mittlerweile in der „Szene“ Superstars sind.

Nun aber zur Stuttgarter Ausstellung.Auf drei Stockwerken zeigen Alison und Peter W. Klein rund 90 Arbeiten von 29 zeitgenössischen Künstlern.Die Ausstellung beginnt im ersten Stock mit einer chaotisch anmutenden Ansammlung von Skizzen, Fotos, Rahmen, Notizen.Anna Oppermann, die, 1993 verstorbene Künstlerin, zeichnet hierfür verantwortlich und betitelt dieses ungewöhnliche Kunstwerk fast schon programmatisch:“Ensemble mit Dekor (Über den Umgang mit Menschen, wenn Zuneigung im Spiel ist) – Dekor mit Birken, Birnen und Rahmen“.Dieser fast schon ausufernde Titel illustriert gleichzeitig, dass sich diese Installation über Jahrzehnte zu einem unsortierten Haufen aus Erinnerungen, Verirrungen, Reflexionen ausgewachsen hat – wie eine Beziehung auch.

Ein weiteres Herzstück dieser Ausstellung bildet die abstrakte Malerei des Sean Scully.Die Begeisterung des Ehepaars Klein für den irischen Künstler zeigt sich darin, dass im Oberlichtraum elf teils großformatige Malereien von ihm präsentiert werden, die seine künstlerische Entwicklung dokumentierenn nämlich beginnend mit exakten Gitterstrukturen, bis hin zu einem letzten Bild aus dem Jahr 2014, wo seine Streifen eine blau – grüne Landschaft ergeben.

Wiederum ein Stockwerk höher, sind Exponate der Fotokunst zu besichtigen.Stellvertretend seien Gregory Crewdson genannt, der das Unheimliche in der amerikanischen Kleinstadt – Idylle aufspürt, und Kohei Yoshiyuki, die mit Infrarotkamera Paare voyeuristisch in Tokioer Parks ablichtet.

Kommen wir abschließend zum letzten Stock, der der Malerei vorbehalten ist.Markus Oehlen können wir von seinen Tagen mit der Punk – Band Mittagspause bis in die 2000er begleiten, wo er mit Hilfe des Computers vibrierende Bilder schafft.Gottfried Helwein wiederum lässt zwielichtige Gestalten mit Donald Duck verhandeln.

Bleibt abschließend für die Böbinger Kunstfahrer festzuhalten: wenngleich sie bei dieser Ausstellung zumindest teilweise mit völlig ungewohnten Formen der Kunst konfrontiert wurden, bekamen sie doch, un d dies war in erster Linie Frau Gala Adam zu verdanken, einen fundierten Einblick in das zeitgenössische, derzeitige Kunstgeschehen, das gekennzeichnet ist durch neue Themenstellungen, neue künstlerische Techniken, ungewohnte Materialkombinationen und Abgrenzungen von bisherigen, künstlerischen Selbstverständnissen.

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