Eingereicht von »Schwäbischer Albverein OG Böbingen/Rems« am Dienstag, 01. November 2011
30.10.2011 Böbingen (IF). Auch dieses Jahr ließ sich Bürgermeister Jürgen Stempfle trotz Termindrucks nicht zweimal bitten, seinen Böbinger Albvereinlern eine interessante Wanderung anzubieten. Mit großem Engagement präsentierte er eine weitere „Kostprobe“ des Landschaftsspektrums im Umland von Bopfingen, seines ehemaligen Heimatortes.
Das Interesse war erwartungsgemäß riesengroß, sodass sich der Einsatz eines großen umweltfreundlicheren Reisebusses anbot. Jürgen Stempfle und Vertrauensmann Hermann Müller nutzten die vorteilhafte Möglichkeit, per Lautsprecher im Bus ihre Freude über die starke Beteiligung auszudrücken und alle Wanderer, insbesondere die vielen erwartungsfrohen Gäste herzlich willkommen zu heißen.
Am Treffpunkt Marktplatz Bopfingen verstärkten noch weitere, mit PKW angereiste Gäste die fast unübersehbare Wandergruppe. Jürgen Stempfle verwies auf die sehr gelungenen Renovierungsarbeiten am alten Rathaus. Das mittelalterliche Gebäude mit seinem Treppenturm und dem Gerichtserker bildet nun mit dem benachbarten, durch eine moderne Glaskonstruktion verbundenen Amtshaus ein eindrucksvolles, marktplatzbeherrschendes Ensemble. Über dem Portal des Amtshauses erinnern der Reichsadler und das Bopfinger Wappen an die wechselvolle Geschichte der Stadt.
Schon bei der Anfahrt rückte immer wieder der gewaltige, 210 Meter über das Albvorland aufragende Kegelstumpf des Ipf, das Wahrzeichen der freien Reichsstadt, ins Blickfeld der Teilnehmer. Der kulturgeschichtlich bedeutsame Alb-Zeugenberg steht unter Naturschutz. Grabungsfunde belegen ein durchgehendes Besiedlungsspektrum von der Jungsteinzeit bis ins späte Mittelalter. Die Wall– und Befestigungsanlagen eines früheren keltischen Fürstensitzes auf dem großflächigen Hochplateau konnten gar von unten erahnt werden. Vom Halbhöhenweg am Ipf steuerte der Wanderführer wieder hinab ins breitgelagerte Tal der Schneidheimer Sechta, unterbrochen von herrlichen Ausblicken auf die Besonderheiten der Landschaft und deren kuturellen Sehenswürdigkeiten: Dem Blick auf die zerrissene Ruine der ehemaligen Stauferburg auf dem Flochberg am Fuße des Albaufstiegs, den beim Meteoriteneinschlag im Ries versetzten, fremdartig anmutenden Kalkklotz des Käsbühls oder nach Westen hin zum erhabenen Schloss Baldern, dessen Turm wie ein mahnender Finger in den dunstigen Himmel zeigte.
Am Beispiel des Flüsschens Sechta erläuterte Naturschutzwart Ingo Feile das erfolgreich verlaufene, landesweit bedeutendste Renaturierungsprojekt eines Fließgewässers. Der vormals begradigte Flusslauf wurde nach Plänen der Urflurkarte von 1829 durch mäandrierende Linienführung, natürliches Querprofil und natürliche Wassertiefe wieder in den Ursprungszustand versetzt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich ein „ökologisch intaktes Fließgewässer“. Die vollkommen der Natur überlassene, ca. 50 Hektar große Auenlandschaft bietet mit ihren verschiedenen Feuchtbiotopen vielen Pflanzen und Tieren eine neue Heimat. Frische Nagespuren an Weidenstämmen und ausgetretene Wechsel ins nahgelegene Maisfeld wiesen auf die Tätigkeit zugewanderter Biber hin. Eine kleine Herde rückgezüchteter Auerochsen soll durch ganzjährige Beweidung den Flussauencharakter erhalten. Das Vorzeigeprojekt sei das Ergebnis der konstruktiven Zusammenarbeit von Regierungspräsidium, Landratsamt, Anliegergemeinden, Landschaftserhaltungsverband und Naturschutzvereinen, meinte der Naturschutzwart.
Nach knapp dreistündigem Fußmarsch durch die sonnigen Weiten des Sechtatals freuten sich besonders die mitgewanderten Kinder auf das Ziel der Wanderung. Schon von Ferne grüßte der die Landschaft dominierende Turm der Barockkirche auf dem Kirchberg von Zipplingen, einem Teilort von Unterschneidheim. In einer sehr gepflegten Gastwirtschaft mit unerwartet angenehmem Ambiente und einer allerseits gelobten Speisenkarte fand der Wandertag seinen geselligen Abschluss. Der Wunsch aller Teilnehmer nach einer weiteren „Kostprobe“ ihres Bürgermeisters im nächsten Jahr war, ganz im Sinne von Vertrauensmann Hermann Müller, nicht zu überhören.
Schwäbischer Albverein OG Böbingen/Rems
Otto Rindfleisch Weg 5, 73560 Böbingen
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