Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Mittwoch, 15. November 2017
An der Ecke Uhlandstraße machte Karl Koschorreck dann auf die dort angebrachten Stolpersteine aufmerksam, die an die Opfer unter der jüdischen Bevölkerung erinnern.
Die nächste Station war die Augustinuskirche, in der in den 20er Jahren die evangelische Kirche dem Künstler Jakob Wilhelm Fehrle den Auftrag zu einer ästhetisch ansprechenden Majolikatafel gab. In ganz schlichten Worten ohne das sonst weit verbreitete Pathos widmete die evangelische Gemeinde diese Namenstafel „Dem Gedächtnis ihrer Toten 1914 – 18“.
Das Kriegerdenkmal auf dem unteren Marktplatz war dann die nächste Station. Wiederum gestaltete Fehrle dieses Objekt. Nun aber im Auftrag der nationalsozialistischen Machthaber im Jahr 1935. Die Reliefs zeigen marschierende und kämpfende Soldaten, der Todesacker, auf dem so viele blieben, ist ein zentrales Motiv. Auf die Spitze der Säule kam ein Reichsadler, der in seinen Fängen das Hakenkreuz hielt.
Die Einweihung am 9. November 1935 wurde von den Machthabern genutzt, um „die unerschütterliche Treue zum deutschen Vaterland und seinem Führer“ zu beschwören. Die Amerikaner veranlassten dann 1945 den Abbau dieses Nazidenkmals. Der Gmünder Stadtrat beschloss aber 1951 einstimmig das Denkmal verändert wiederaufzurichten. Reichsadler und Hakenkreuz auf der Spitze der Säule wurden eingeschmolzen und aus deren Metall eine Erdkugel mit dem heilige Michael geformt. Die damals angebrachte Tafel „1939 – 45 gaben über 1000 Gmünder ihr Leben für die Heimat“ kritisierte Karl Koschorreck, weil das Leben der Toten nicht für die Heimat, sondern für verbrecherische Kriegsziele geopfert wurde. Was an dieser Stelle fehle sei ein erläuternder Kommentar aus heutiger Sicht.
An dieser Stelle entspann sich auch eine Diskussion über den angemessenen Umgang mit Kriegerdenkmälern oder belasteten Straßennamen. Dabei wurde deutlich, dass mit dem Verschwinden aus dem Stadtbild nichts gewonnen sei. Diese Orte seien mit einer entsprechenden Erläuterung auch Orte der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.
Den Schlusspunkt setzte der Gang zum Prediger, wo zum einen mit einer trauernden Frau und Gedenktafel an die Toten des 10. Württembergischen Regiments gedacht wird. Zum anderen eine Erinnerungstafel in Bronze zum 50. Jahrestag des Kriegsendes in der Bocksgasse zu sehen ist. Auf diesem „Mahnmal gegen das Vergessen“ wird der nationalsozialistische Terror angeklagt, dessen 51 Opfernamen folgt der Schlusssatz: „Dieses Unrecht darf sich nicht wiederholen.“