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Radverkehr in den Niederlanden: Was können wir von unseren Nachbarn lernen?“

Eingereicht von »Rems-Zeitung, Redaktion« am Montag, 01. Juli 2019

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Auf Einladung des Förderverein Begegnungszentrum Riedäcker kamen ca. 20 interessierte Zuhörer*innen ins Begegnungszentrum Riedäcker nach Bettringen. Nach kurzer Begrüßung durch Uli Bopp vom Begegnungszentrum kam der Donzdorfer Thomas Gotthardt mit seinem Bildervortrag auch gleich zur Sache und räumte mit einigen Mythen auf, z.B. dass den Niederanden das Radfahren in den Genen liege.
Bis in die 70er Jahre hinein waren die Niederlande nämlich wie alle anderen Industrienationen Auto-​verliebt und –fixiert. Mit täglichem Verkehrschaos und Verstopfung in immer länger dauernden Rush-​hours. Damit einher ging das steigende Risiko für Kinder, Fußgänger, Radfahrer und Ältere und die innerstädtische Lebensqualität nahm ab. Und ebener als die Remstalroute von Schwäbisch Gmünd nach Remseck ist es in den Niederlanden auch nicht.Dann wurde allerdings in immer mehr Kommunen konsequent auf Radförderpolitik umgestellt. In einer Reihe von beeindruckenden Bildern konnte Thomas Gotthardt die Auswirkungen belegen. In Großstädten kommt das Fahrrad in den Niederlanden mittlerweile auf einen Verkehrsanteil von 53 bis 60%, Tendenz steigend. Der innerstädtische Handel profitiert davon, denn jeder Laden hat locker 10 bis 20 Parkplätze direkt vor der Haustür, für Fahrräder halt. Niederländische Alltags-​Fahrräder sind dabei meist sehr robust gebaut und haben auch vorne fast immer einen stabilen Gepäckträger mit einer großen Einkaufskiste. Ein oder auch 2 Kinder auf dem Fahrrad zu transportieren ist völlig normal. Es fahren nicht nur Jugendliche, Arme oder Spinner, sondern Alle, auch stylische Frauen und Bänker. Jeder eben, der flott durch die Stadt kommen will.Wie konnte diese selbstverständliche Akzeptanz erreicht werden?Der Verkehrsraum in den Niederlanden wird streng gegliedert und räumlich getrennt zwischen motorisiertem Verkehr, Radfahrern und Fußgängern. Das erzeugt Sicherheit, und nur mit hohem Sicherheitsgefühl kann man den Radfahreranteil so hoch steigern. „Fahrradsicherheitsstreifen“, bei denen Räder zwischen parkenden Autos und LKWs auf gut einem Meter Breite fahren müssen, sind in den Niederlanden undenkbar. Der Lohn ist ein Unfallrisiko von knapp einem Zehntel wie in Deutschland. Man braucht natürlich auch Abstellplätze, so hat der Bahnhof in Amsterdam 25.000 Fahrradpendlerparkplätze, was bis 2030 auf 60.000 gesteigert werden soll. In den Niederlanden werden dafür ca. 30 Euro pro Einwohner und Jahr investiert. Das fahrradinteressierte Publikum dankte Thomas Gotthardt für den informativen, faktenreichen und auch optimistisch stimmenden Vortrag. Es wurde klar, der Einsatz lohnt sich. Für eine lebenswerte Stadt, durch sichere Individualmobilität mit dem Fahrrad, bei einer Belebung der Innenstadtlagen, verbesserter Kommunikation und gesteigerter Lebensqualität.

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