Eingereicht von »Reservistenkameradschaft Schwäbisch Gmünd im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V.« am Freitag, 08. Dezember 2017
Die ersten islamischen Vereine in Deutschland formten sich bereits im 19. Jahrhundert. Erst durch die Gastarbeiterzuwanderung, insbesondere aus der Türkei, entstanden verstärkt islamische Organisationen. Um ihre Religion auch in der nichtmuslimischen Umgebung ausüben zu können, gründeten viele Arbeitsmigrantinnen und Migranten nach ihrer Ankunft in Deutschland örtliche Moscheegemeinden als Begegnungsstätte, aber vor allem um gemeinsam das Gebet zu verrichten.In ihrem Vortrag im Bettringer Gasthof Rössle ging Birgül Akpinar zunächst auf die verschiedene religiöse und religiös-kulturelle Strömungen ein; Sunniten und Schiiten sind die zwei größten, gleichwohl in sich heterogenen Tendenzen des Islams. Zur Spaltung in diese beiden Strömungen kam es durch einen Nachfolgestreit nach dem Tod des Propheten Mohammed. Dabei ging es vor allem um die Frage, wer die muslimische Gemeinschaft leiten darf. Der Disput hat bis heute weitreichende Folgen. Durch die Spaltung manifestierten sich über die Jahrhunderte gravierende Unterschiede auch für andere religiöse Fragen im Bereich der Theologie und des islamischen Rechts.
Beim Islamismus handelt es sich um eine weitere Strömung, die nur von einer kleinen Minderheit der Muslime gelebt wird. Die allerwenigsten Muslime in Deutschland sind also Islamisten. Islamisten beziehen sich selbst auf den Islam und ziehen religiöse Quellen heran, um ihr Denken und ihr politisches Handeln zu legitimieren. „Islamismus ist die Politisierung des Islams und steht für das Bestreben, eine islamische Ordnung zu etablieren. Dies solle alle Lebensbereiche umfassen, also Staat und Politik, Gesellschaft und Kultur, den privaten und öffentlichen Raum“ erklärt Birgül Akpinar. Das vermeintlich göttliche Gesetz soll gelten und Grundlage auch des individuellen Handelns sein. Grundsätzlich kennt der Islam keine Trennung von Staat und Religion. Damit unterscheiden sich die Islamisten von anderen Muslimen, die zwar auch entsprechend islamischen Werten und Normen leben, aber kein islamisches Gemeinwesen errichten wollen.Aspekte der islamistischen Ideologie sind unvereinbar mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, wie sie die Verfassung in Deutschland garantiert. So gefährden islamistische Bestrebungen zum Beispiel den pluralistischen Charakter der Gesellschaft und die uneingeschränkte Gültigkeit der Menschenrechte. Deshalb werden islamistische Organisationen von den Verfassungsschutzbehörden in Deutschland beobachtet.
Verschiedene religiöse Gegenstände wie einen Koran, Flaggen und Werbeflyer, welche eigens von Birgül Akpinar mitgebracht wurden, veranschaulichten ihren Vortrag. Sogar eine traditionelle Burka hatte die Politikerin für die ehemaligen Soldaten der Bundeswehr mitgebracht. Nicht nur die Vollverschleierung lehnt sie ab, sondern auch dass Tragen eines Kopftuches für Bedienstete im öffentlichen Dienst: „Eine Lehrerin, die ein Kopftuch trägt, braucht nicht mit Worten zu missionieren, das Kopftuch allein symbolisiert ihre Weltanschauung und vor allem ein bestimmtes Männerbild.“ Mit der Begründung, es gelte Frauen vor sexueller Belästigung zu schützen, würden Männer gleichsam unter Generalverdacht gestellt, ist sich Akpinar sicher.
Nur etwa 20% der Muslime in Deutschland seien laut Akpinar in Verbänden organisiert. Damit repräsentieren die muslimischen Verbandsvertreter nur eine Minderheit der Muslime in Deutschland. Hinzu kommt, dass es sich beim „Zentralrat der Muslime“ oder dem „Islamrat“ um Dachverbände handelt, in denen verschiedene Organisationen zusammengeschlossen sind. Durch derart verschachtelte Verbandsstrukturen wird versteckt, welche Gruppen tatsächlich an Verhandlungstischen von Bund, Ländern und Kommunen vertreten sind. Eine davon ist die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), welche auch immer wieder in den Medien präsent ist und versucht großen Einfluss auf die in Deutschland lebenden Muslime auszuüben. Akpinar ging auch auf die „Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland e. V.“ („Almanya Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyonu“, ADÜTDF) ein, dass ein Sammelbecken extrem nationalistischer Personen mit türkischem Migrationshintergrund ist. Laut Einschätzung von Birgül Akpinar, sind einige dieser Verbände ein deutliches Hindernis, wenn es um die Integration geht. Eine erfolgreiche Integration ist mitunter nur durch eine Entzauberung dieser Verbände möglich. Die Instrumentalisierung der Türken in Deutschland für politische Zwecke durch den türkischen Staatspräsidenten und einschlägige Verbände erschwere diese Integration jedoch zusätzlich.
Bei der Auswahl der Gesprächspartner durch die Politik und die Medien vermisst die Alevitin Akpinar häufig das dringend erforderliche Fingerspitzengefühl. „Man sollte vorher genau hinschauen mit wem man sich an einen Tisch setzt oder von wem man sich einladen lässt und nicht in einen „Dialogwahn“ verfällt, rät sie „und das gilt nicht nur im fernen Berlin sondern auch hier in Schwäbisch Gmünd“.
„Um einen interreligiösen Dialog führen zu können, muss man auch etwas über den Glauben des anderen wissen. Daher sind Veranstaltungen wie diese besonders wichtig“, erklärt der Beauftragte Sicherheitspolitische Bildung der Reservistenkreisgruppe Ostwürttemberg /Alb-Donau, Leutnant der Reserve, Christian Krieg, seine Einladung an Birgül Akpinar sowie die Intention des Sicherheitspolitischen Abends.
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